„Wir sind doch keine Singlebörse!“

Victoria Reul-Kallenberg (23) und ihre Kollegin Jasmin (23) gehören zu den Ansprechpartnern von LeBiQ und sind zum Teil schon seit Gründung der Gruppe dabei. Im Interview mit pflichtletkuere.com stellen Sie Ihre Gruppe vor und erklären warum sie – anders als das Schwulenreferat – der Meinung sind, dass es Homophobie an der TU gibt.

[pflichtlektuere.com]: Hallo, Jasmin! Hallo, Victoria! Stellt Euch und die Gruppe doch einmal vor. Wodurch ist Eure Arbeit definiert?

Jasmin: LeBiQ definiert sich als Gruppe für lesbische, bi-, trans-, inter- und asexuelle Frauen. Diese Frauen werde bei Problemen bezüglich ihrer Sexualität unterstützt, können Gleichgesinnte kennenlernen, sich über die Szene informieren und für mehr Akzeptanz vonseiten der Gesellschaft einstehen.

Wie viele Personen nehmen regelmäßig an den Aktivitäten teil?

Jasmin: Momentan sind wir meistens acht bis zehn Leute. Mal mehr, mal weniger.

Handelt es sich dabei um Frauen, die sich zu ihrer Homosexualität schon öffentlich bekannt – oder sich diesen Schritt noch nicht getraut haben?

Victoria Reul-Kallenberg von LeBiQ

Victoria Reul-Kallenberg von LeBiQ. Foto: Privat.

Jasmin: Es sind sowohl Frauen dabei, die offen mit ihrer Sexualität (nicht nur Homosexualität sondern auch A-Sexualität) umgehen und auch Frauen, die sich nur im engsten Kreis geoutet haben.

Wie helft Ihr denen, die ihre Sexualität „verdeckt“ ausleben?

Jasmin: Wir bieten eine Anlaufstelle um Gleichgesinnte zu treffen und kennen zu lernen. Der offene Austausch in einem Raum, in dem Gleichgesinnte sind und Homosexualität ganz natürlich betrachtet wird, ist möglich. Auch bei Fragen zu Beratungsstellen und Anlaufstellen können wir weiter helfen. Wenn Bedarf für ein Einzelgespräch da ist, kann auch durch Email-Kontakt einen Termin ausmachen. Natürlich können auch zu einem Treffen Freundinnen mitgebracht werden.

Seid Ihr vernetzt, und wenn ja, wie?

Victoria: Die meisten von uns erhalten den Newsletter vom Slado. Außerdem gehen viele von uns regelmäßig in die Dortmunder Szenekneipen wie zum Beispiel Orange oder Sunrise. Wir kooperieren auch stark mit dem Schwulenreferat sowie – wenn es sich anbietet – mit dem Behindertenreferat.

Gibt es Homophobie an der TU? Und wenn ja, wie geht Ihr damit um?

Victoria: Gerade das Thema, ob man homosexuellen Paaren die Adoption von Kindern erlauben sollte oder nicht, stellt eine große Problematik der heutigen Gesellschaft dar. Der Gedanke, dass Kinder bei einem homosexuellen Elternpaar aufwachsen könnten, stößt auch unter den Studierende der TU Dortmund zu, Teil auf große Ablehnung; das „beliebteste“ von diesen homophoben Menschen angeführte Gegenargument ist, dass die Kinder homosexueller Eltern, vor allem von gleichaltrigen Kindern, so stark gemobbt, diskriminiert und denunziert würden dass es nicht zum Wohle der Kinder sei, homosexuellen Paaren die Adoption von Kindern zu erlauben. Homophobe Menschen, die solche und ähnliche Ansichten vertreten, sind oftmals sehr „veränderungsresistent“, dass heißt dass sie auf sämtliche rationalen Gegenargumente nicht eingehen, sich nicht überzeugen lassen und stur auf ihrer Meinung beharren. Diese Angelegenheit stellt ein wichtiges Aufgabenfeld von LeBiQ dar, wo noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Im Allgemeinen möchte ich jedoch behaupten, dass es an der TU.

Jasmin: Manchmal ist Homophobie aber auch verdeckt, wenn zum Beispiel andere Studierende Sprüche äußern wie „Die können machen was sie wollen, nur ich möchte davon nichts mitbekommen!“

Wo können Interessierte Frauen hinkommen, um Euch zu treffen?

Jasmin: Auf unserer Homepage ist eine Rubrik mit Terminen vorgemerkt. Zu allen diesen Terminen sind alle Frauen jederzeit willkommen. Es können sich auch spontan noch Termine entstehen. Treffen für eine Demo, einem Film oder zu einer Party.

Was würdest Ihr Euch aus Eurer Sicht für die TU wünschen?

Victoria: Ein Wunsch geht in die Richtung Lehramt. Wir würden uns wünschen, dass Lehramtslehrende bei Thematiken zur Heterogenität und Inklusion auch an Homosexuelle, A-Sexuelle und Transidente mitdenken würden. Hier wird meistens die Inklusion von Migranten und Behinderten thematisiert. Bei uns gibt es deshalb auch einen Info-Abend, die SchLAu Veranstaltung am 15.05 für Lehrämter. Da geht es um schwul-lesbische und transidente Aufklärung in der Schule, wie Lehrer Homosexualität und Transidentität in der Schule thematisieren und so gegen Diskriminierung vorgehen können.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Victoria: Wir haben viel mehr Wünsche. Generell mehr Toleranz und Akzeptanz gegenüber nicht-heterosexuellen Sexualitätsformen in der Gesellschaft sowie mehr Mitglieder bei uns. Es gibt bestimmt noch mehr Personen unserer Zielgruppe an der TU, die bislang leider noch nichts von uns gehört haben.