Couchsurfing: Urlaub auf dem Sofa

Schon einen Urlaub für die Semesterferien geplant? Wenn alle Klausuren und Hausarbeiten überstanden sind, brauchen viele Studenten erstmal eine Auszeit. Doch dann meldet sich schnell das leere Konto. Eine gute Alternative ist daher das Couchsurfen. Dort schläft man bei anderen auf dem Sofa. Die pflichtlektüre erklärt, was ihr beachten müsst, damit dem günstigen Traumurlaub nichts im Wege steht. Und do1-Reporterin Lynn Osselmann erzählt euch von ihren Erfahrungen. 

Von Johannes Ahlemeyer, Lynn Osselmann und Malina Reckordt

Die Suche nach der Couch

Ich registriere mich bei der kostenlosen Seite couchsurfing.com, eine von vielen Plattformen fürs Couchsurfing. Klingt einfach, dauert aber deutlich länger als gedacht. Studienfach, Arbeit, Anschrift, Kurzbiografie: Ich muss viel ausfüllen und vor allem viele persönliche Daten preisgeben, bevor ich Anfragen verschicken darf.

Klar: Das hat auch viele Vorteile, weil die Suchergebnisse so zum Beispiel nach Geschlecht und Sprache gefiltert werden können. Einige Sachen hätte ich meinen potenziellen Gastgebern jedoch lieber privat mitgeteilt.

Positiv: Bewertungen anderer Nutzer geben mir ein sichereres Gefühl. Vielleicht liegt es daran, dass es über mich noch keine Bewertungen gibt, aber es dauert recht lange, einen passenden Gastgeber zu finden. Schließlich klappt es aber auch bei mir. Mein Ziel: das holländische Enschede. 

So findest du eine Couch
  • Auswahl: Bei der Auswahl der Couch solltest du auf einiges achten. In der Couchinfo steht alles, was du benötigst. Also ob die Couch in einem extra Raum steht, ob der Gastgeber Raucher ist, ob du rauchen darfst oder was es sonst noch für Regeln gibt. Auf den Profilen hinterlassen viele Couchsurfer eine Bewertung. So kannst du einen Eindruck von der Unterkunft bekommen.
  • Anfrage:  Stelle dich kurz vor und erzähle deinem Wunschgastgeber ein bisschen was von deinen Reiseplänen. Außerdem kannst du erwähnen, warum du ihn oder sie ausgesucht hast. Zum Beispiel, dass du ihn oder sie sympathisch findest oder die Unterkunft gut aussieht. Wenn du eine Couch gefunden hast, ist es natürlich wichtig, dass ihr Kontaktinfos austauscht, um Ankunftszeit und Treffpunkt zu vereinbaren.

Die Stadt Enschede

Enschede Fahrräder

Typisch Holland: In Enschede fahren die Menschen viel Rad – auch in der Fußgängerzone. Foto: Malina Reckordt.

Enschede: holländische Universitätsstadt nahe der deutschen Grenze. Knapp 160.000 Einwohner. Klingt für mich als Duisburgerin nach miefiger Kleinstadt. Doch bei meiner Ankunft bin ich wirklich positiv überrascht. Auf dem Wochenmarkt ist viel los: Auch viele Leute aus den umliegenden Städten in Holland und Deutschland kaufen hier ein. Und die Altstadt hält nicht nur eine schöne Kirche, sondern auch einige Geschäfte bereit, sowohl kleine Nischenläden als auch bekannte Ketten.

Auch die Enscheder selbst hinterlassen einen guten Eindruck. Niemand behandelt mich als unerwünschte Touristin. Sprachliche Hürden gibt es nicht, denn viele Ladenbetreiber können sogar Deutsch sprechen. Das Einzige, was nervt: Überall fahren Fahrräder und Motoroller durch die Fußgängerzone – ohne Rücksicht auf Verluste.

 

Mein Gastgeber

Nils, 19, Psychologiestudent. Mein erster Eindruck: wirklich sympathisch! Ehrlich gesagt, ist es für mich schon ein komisches Gefühl, bei einem Fremden zu übernachten. Nach einem freundlichen Empfang lernen wir uns erstmal ein bisschen besser kennen. Das absolute Hollandklischee darf natürlich nicht fehlen: Pommes essen. Dann zeigt mir Nils, was es in Enschede zu erleben gibt. Auch wenn Nils hier erst seit einem halben Jahr wohnt, kennt er sich gut in der Stadt aus und hat viele Besuchertipps parat.

Wie du ein guter Couchsurfer bist
Gute Laune und Offenheit können nie schaden. Auch ein kleines Gastgeschenk kommt oft gut an. Andere Personen solltest du besser nicht mitbringen. Das macht oftmals keinen guten ersten Eindruck.

 

Musik: Michelle Osis: Positivity

Die WG

Couchsurfen

Bei einer Tasse Tee lernen sich Gastgeber Nils und do1-Reporterin Lynn besser kennen. Foto: Malina Reckordt.

Zugegeben: Dass hier Studenten wohnen, ist offensichtlich. Leere Bierkisten und Wäschehaufen wecken bei manchen sicherlich Heimatgefühle. Für mich eher ein befremdlicher Eindruck, aber der ist schnell verflogen. Klar: Im Hotel wäre es akkurater, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Und schließlich macht das auch den Charme des Couchsurfens aus.

Bei einer Tasse Tee bricht bei Nils und mir endgültig das Eis. Wir sprechen über seine Erfahrungen, die er bisher mit dem Couchsurfen gemacht hat. Auch der Gastgeber hat zunächst immer erst ein mulmiges Gefühl. Denn immerhin nimmt man einen Fremden bei sich auf.

Mein Schlafplatz: eine ausziehbare Couch. Decke und Kissen gibt’s auch dazu. Ich hatte es mir deutlich unbequemer vorgestellt. Dafür, dass ich hier gratis schlafen darf, kann ich mich echt nicht beschweren.

Mein Fazit

 

Darum solltest du couchsurfen
  • Das Beste: Es ist komplett kostenlos. Und genau deshalb nutzen viele junge Leute diese Übernachtungsmöglichkeit.
  • Du bekommst einen richtigen Einblick in die Stadt. Nicht jeder Gastgeber, aber einige zeigen dir die Sehenswürdigkeiten oder das Nachtleben der Stadt. Außerdem lernt man zum Beispiel beim gemeinsamen Kochen die (Essens-)Kultur kennen.
  • Die Gastgeber können dir gute Tipps geben, was man in der Stadt gesehen haben sollte oder wo die besten Clubs sind.
  • Wenn du alleine auf Reisen bist, ist Couchsurfing die perfekte Möglichkeit, um neue Kontakte zu knüpfen. 
Nachteile - Das solltest du wissen
  • Als Gast musst du flexibel sein und dich nach deinem Gastgeber richten. Einige wollen zum Beispiel, dass du mit ihnen die Wohnung verlässt. Was die Gastgeber von dir verlangen, erfährst du in der Regel aber vorher.
  • Beim Couchsurfen hat man eher wenig Privatsphäre und ruhige Momente sind auch eher selten.
  • Kurzfristige Absagen sind leider möglich, wenn Krankheit oder etwas anderes dazwischenkommt. 

Beitrags-/ und Teaserbild: Johannes Ahlemeyer

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