Super Bowl-Woche: Die Carolina Panthers im Teamcheck

Der Super Bowl steht an:  Am 7. Februar sitzen dann Millionen von Menschen wieder gebannt vor dem Fernseher und schauen das größte Einzelsport-Ereignis der Welt – also das Spiel mit dem braunen Ei.  Die pflichtlektüre– Reporter Henning Barth, Gian-Luca Delbach, Daniel Sondergeld und Henrik Wittenborn widmen dem Football deshalb eine eigene Themenwoche.  Sie klären: Worum geht es  bei dem Spiel? Wer sind die beiden Mannschaften, die im Finale stehen? Was hat Football mit Chicken Wings zu tun? Und gibt´s diesen Sport nur in Amerika? Nein! Football ist auch in Dortmund ein Thema.


Teil 2 der Themenwoche: Die Finalteilnehmer Carolina Panthers im Teamcheck.

Tanzt Cam Newton auch am Sonntag? Der extrovertierte Quarterback der Carolina Panthers hat sein Team in die 50. Auflage des Super Bowls geführt. Jetzt geht es gegen die Denver Broncos. Eine Paarung, mit der wohl kaum ein Football-Experte gerechnet hatte. Denn die Panthers legten völlig überraschend eine herausragende Saison hin und stehen verdient im Endspiel. Soll es mit dem ersten Titelgewinn klappen, muss gegen Denver vor allem das Offensivspiel funktionieren.

So lief die Saison: Den Weg in den Super Bowl ebnete sich Carolina mit einer beinahe perfekten regulären Saison: Von 16 Spielen verloren die Panthers nur ein einziges (13:20 in Atlanta am vorletzten Spieltag). Die beeindruckende Leistung in der regulären Saison ersparte den Panthers als eines der besten Teams der NFL die erste Playoff-Runde. Im „Viertelfinale“ ging es gegen den letztjährigen Super-Bowl-Teilnehmer Seattle Seahawks. In den ersten beiden Vierteln nahmen Quarterback Cam Newton und sein Team die Seahawks beinahe auseinander und schienen nach dem 31:0 zur Pause schon als sicherer Sieger. Nach der Pause ließen die Panthers Seattle dann aber doch nochmal zurück ins Spiel kommen. Letztlich reichte es aber zum knappen Sieg – 31:24. Deutlich souveräner spielte Carolina im Halbfinale gegen Arizona (49:15).

Der Quarterback: Touchdown erzielen, den Ball an ein Kind in der ersten Reihe verschenken und die große Cam-Newton-Show hinlegen. So lief es im Saisonverlauf in Carolinas Spielen immer öfter. Jeden Touchdown feiert Carolinas Nummer eins mit aufreizenden Superman-Posen und einstudierten Tanzeinlagen. So sehr ihn die Panthers-Fans für seine Jubel-Arien lieben, so sehr polarisiert er beim Rest der Liga.

Sportlich ließ Newton seine Kritiker im Saisonverlauf immer weiter verstummen. Seine größte Stärke ist das eigene Laufspiel: Mit 636 erlaufenen Yards steht Newton in der Statistik der besten Läufer ligaweit auf Platz 31. Das klingt erst einmal durchschnittlich, ist aber ein überragender Wert. Denn kein Quarterback lief besser als Newton und sogar zahlreiche Running Backs – deren Job auf dem Feld eben jenes Laufspiel mit dem Ball ist – konnten nicht mit seinen Werten mithalten.

Players to watch
1. Jonathan Stewart – Running Back – Nummer 28: Neben Cam Newton machte besonders Stewart die Offensive der Panthers zum zweitbesten Team im Laufspiel (durchschnittlich 142 Yards pro Spiel). Schon Stewarts Statur ist beeindruckend. Bei einer Körpergröße von 1,78 Metern wiegt knapp 107 Kilogramm. Will heißen: Wenn Stewart rollt, hält ihn so schnell keiner mehr auf!
2. Kurt Coleman – Free Safety – Nummer 20: Besonders gegen die Denver Broncos könnte Verteidiger Coleman eine entscheidende Rolle spielen. Im bisherigen Saisonverlauf fing er bereits sieben Pässe vom Gegner ab und gewann damit den Ball für sein Team. Und ausgerechnet jetzt geht es gegen Peyton Manning, Denvers Quarterback. Mannings Pässe gerieten in den vergangenen Wochen immer wieder zu kurz oder zu lang und könnten für Coleman zur Einladung für den achten abgefangenen Pass – im Football Interception genannt – werden.
3. Greg Olsen – Tight End – Nummer 88: Nach der schweren Verletzung von Kelvin Benjamin wurde Olsen zu Newtons erster Anspielstation für Pässe. In der regulären Saison fing Olsen 77 Bälle und erzielte damit einen Raumgewinn von 1104 Yards für Carolina. Siebenmal führte Newtons Zuspiel auf Olsen zum Touchdown. Zudem ist der Ball bei ihm offensichtlich in guten Händen: In der gesamten Spielzeit erlaubte er sich nur einen Ballverlust.

Die größte Stärke: Die Flexibilität. Das Passspiel der Panthers ist im ligaweiten Vergleich nur solide, doch Newtons Qualitäten im Laufspiel machen Carolina unberechenbar. Zudem scheint es, als könnten die Panthers ihre starke Form aus der regulären Saison halten und sogar noch einmal verbessern. Keine Offensive schaffte in den Playoffs mehr Raumgewinn als Carolina. Im Schnitt 19,2 zugelassene Punkte des Gegners bringen die Panthers-Verteidigung außerdem auf Platz sechs der Statistiken.

Die größte Schwäche: Carolina fühlt sich mit einer Führung im Rücken offensichtlich nicht wirklich wohl. Schon in der regulären Saison mussten die Panthers trotz großer Vorsprünge in mehreren Spielen in der Schlussphase noch um den Sieg zittern. Ein Problem, dass Carolina mit in die Playoffs nahm: Gegen Seattle geriet man nach der 31:0-Führung zur Halbzeit in den letzten Minuten noch einmal mächtig unter Druck und konnten den Ausgleich und die Verlängerung nur mit etwas Glück verhindern. Immerhin: Im Halbfinale gegen Arizona behielt Carolina die Nerven und brachte die schnelle 17:0-Führung sicher über die Zeit.

Der Verein
Die Panthers stehen überraschend im Super Bowl. Die Leistungen der vergangenen Jahre ließen einen Sprung ins Endspiel nicht unbedingt vermuten. 2015 eingerechnet, gewannen die Panthers bisher zweimal die NFC-Conference, sechs Mal setzte man sich in der Division gegen die Atlanta Falcons, die New Orleans Saints und die Tampa Bay Buccaneers durch. Der Tiefpunkt war das Jahr 2010: Nach einer komplett missratenen Saison waren die Panthers das schlechteste der 32 NFL-Teams. Seitdem zeigt sich das Team aus Charlotte in North Carolina gut erholt: In den vergangenen drei Spielzeiten zog man jeweils in die Playoffs ein.

Super Bowl Erfahrung: Ihre einzige Endspiel-Teilnahme hatten die Panthers im Jahr 2004. In der 38. Auflage des Super Bowls traf Carolina auf die New England Patriots. Nach einem dramatischen Spiel verloren die Panthers unglücklich mit 29:32 und kriegen damit am 7. Februar die nächste Chance auf ihren ersten Titel.

Der Coach
Für Carolinas Trainer Ron Rivera ist der Super Bowl im Levi’s Stadium von San Francisco eine Heimkehr. Rivera begann seine Karriere an der Universität von Berkeley ganz in der Nähe und schaffte es als Linebacker bis in die NFL. Mit den Chicago Bears stand er einmal im Super Bowl und gewann gegen New England – der Coach weiß also, wie es geht. Vor dem Beginn seiner Trainerlaufbahn arbeitete Rivera als TV-Analyst. In seiner Kindheit war er als Sohn eines Militärs auch kurzzeitig in Deutschland zu Hause.

Die Ausgangslage: Überraschende Teilnahme hin oder her: Die Panthers gehen als Favorit in die Jubiläumsausgabe des Super Bowls. Gerade auf der so oft entscheidenden Quarterback-Position ist Carolina mit Cam Newton gegen Denvers alternden Spielmacher Peyton Manning im Vorteil.

Beitragsbild: flickr.com/ Keith Allison

Die Super Bowl-Woche im Überblick

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