Kaffee: Der Doping-Klassiker zur Prüfungszeit

Die Kaffeemaschine brummt, Tropfen für Tropfen füllt sich der Becher mit dem schwarzen Gebräu. Es ist elf Uhr abends an einem Dienstag in der Küche von Olga Serov. Die Fahrzeugtechnik-Studentin will nochmal Vollgas geben, bevor es in die Klausur geht. Der Kaffee soll ihr dabei helfen.

Zu kaum einer Zeit des Jahres trinken Studierende in Deutschland so viel Kaffee, wie zur Prüfungszeit. Das Koffein im Kaffee soll sie wach machen, damit sie den Lernmarathon, der oft bis tief in die Nacht andauert, durchhalten. Und es soll ihre Konzentration fördern, damit möglichst viel vom Prüfungsstoff hängen bleibt.

Wach- und Gute Laune-Macher

Koffein ist ein weißes, kristallines Pulver mit bitterem Geschmack und gehört zu den psychoaktiven Drogen. Eine Tasse Filterkaffee enthält etwa 80 bis 120 Milligramm. „Koffein wirkt aufmunternd und sogar antidepressiv. Das liegt daran, dass es die Wirkung des Schlaf fördernden Botenstoffs Adenosin blockiert“, sagt Prof. Christa Müller vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn.

Legaler Wachmacher im Prüfungsstress: Kaffee

Legaler Wachmacher im Prüfungsstress: Kaffee

Koffein regt unser Zentralnervensystem an, lässt den Puls steigen und erhöht den Blutdruck. Das liegt daran, dass unser Körper vermehrt Adrenalin und Dopamin ausstößt. Während Dopamin die Konzentrationsfähigkeit anregt, macht Adrenalin uns aktiv. Stößt unser Körper aber zu viel Adrenalin aus, vermindert das die Denkfähigkeit und lässt uns reflexhaft handeln. Wer also komplizierte Aufgaben lösen will, der sollte auf große Mengen Kaffee lieber verzichten.

Fakt ist aber: Kaffee bringt unser Kurzzeitgedächtnis in Schwung. Forscher der Universität Innsbruck haben herausgefunden, dass das Koffein die Aktivität im Vorderhirn erhöht, wo ein Teil des Arbeitsgedächtnisses sitzt. Außerdem wird ein Bereich der Großhirnwindung angeregt, in dem die Aufmerksamkeit kontrolliert wird. Wer sich kurz vor der Prüfung noch viel Lernstoff merken will, sollte sich also ruhig eine Tasse Kaffee gönnen.

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Kleine Dosen statt große Dosis

Doch wie viel Kaffee macht wach und wann sollten wir ihn trinken? Die Antwort: Wer einen halben Liter Kaffee auf ex trinkt, der wird hyperaktiv, aber wird sich nicht konzentrieren können. Laut einem Artikel in der Schlafforscher-Fachzeitschrift „Sleep“ ist es sinnvoller, viele kleine Schlücke Kaffee über den Tag verteilt zu trinken. Das Koffein kann so effektiver auf die Schlafzentren im Gehirn einwirken. Diese Strategie hilft vor allem denen, die nachts arbeiten wollen.

Wer sich direkt vor der Prüfung noch einmal fit machen möchte, dem reicht eine Tasse Kaffee zehn bis 20 Minuten vorher. „Solange dauert es nämlich, bis das Koffein seine Wirkung entfaltet“, sagt Prof. Müller. Das Koffein wirkt zwei bis drei Stunden, lang genug also, um die Klausur konzentriert durchzustehen.

Aber Achtung: Wer seine Konzentrationsfähigkeit dauerhaft steigern und sein Gehirn auf lange Sicht leistungsfähiger machen will, der darf sich nicht auf den kurzzeitigen Koffeinschub verlassen. Hier hilft nur eine gesunde, vollwertige Ernährung.

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