HipHop-Konferenz in Dortmund

Sina Nietzsche, Iman Soultani, Jens Althoff- Orga Team

Sina Nietzsche, Iman Soultani, Jens Althoff organisieren die Konferenz. Foto: Jennifer Bühsing

Wie man das Kulturphänomen HipHop wissenschaftlich beleuchtet und wie Theoretiker auch mal Praxiserfahrung sammeln können.

Unter HipHop an der Uni kann sich wohl erst mal keiner so richtig was vorstellen. Lernt man da Rappen und Breakdancen? Ich verstehe das nicht so ganz und darum beschließe ich, das Orga-Team der ersten internationalen HipHop-Konferenz im Ruhrgebiet zu Rate zu ziehen. Die Konferenz findet nämlich an diesem Wochenende im Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund statt. Ich treffe mich also mit Sina Nietzsche aus der Amerikanistik an der TU-Dortmund und bin sehr gespannt. Sina steht dann vor mir und sieht nicht nach HipHop aus. Aber dafür kann sie mir erklären, wie ich mir Hip Hop an der Uni vorzustellen habe.

Im Rahmen der Cultural Studies, die es seit ca. 60 Jahren möglich machen, nicht nur Hochkultur wie Theater oder Oper zu untersuchen, wollen sie und ihr Orga-Team ein Bewusstsein für HipHop als postmodernes Kulturphänomen schaffen.

Es fallen Worte wie Repräsentation, Space und Intertextualität.  Darunter kann ich mir nichts weiter vorstellen und hake nach: Es geht darum, HipHop als eine sich ständig wandelnde Subkultur zu begreifen, in der sich die Künstler selbst darstellen können (Repräsentation). Ganz wichtig ist hier das Umfeld, nämlich das Ruhrgebiet (Space). Man will untersuchen, wie HipHop im Pott sich mit dem Strukturwandel identifiziert und wie die Themen der jeweiligen Stadt in den Texten und Bildern umgesetzt werden (Intertextualität).

Natürlich geht es auch um das umstrittene Wort „Authentizität“,  und das ist halt das „keeping it real“ des HipHops. Was das genau heißt, wird am Wochenende mit lokalen Künstlern und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland diskutiert – auf der HipHop-Konferenz.

Flipstar- Foto: Ruhr2010

Flipstar. Foto: Ruhr.2010

Gibt es denn überhaupt nahmhafte HipHop-Acts im Ruhrgebiet? Wenn man an HipHop denkt, denkt man zuerst einmal an Berlin, Stuttgart oder Hamburg. Aber wie so oft, darf man den Pott nicht unterschätzen, denn Namen wie Creuzfeld&Jakob, R.A.G. oder Too Strong kennt man tatsächlich auch in Berlin. Und die sind alle von hier.

Creutzfeld&Jakob kommen zum Beispiel aus Witten und zählen HipHop schon seit den Neunzigern, mal mehr und mal weniger zu einem Großteil ihres Lebens. Was HipHop bei uns so besonders macht, erklärt mir dann „Flipstar“ Phillip Dammann von Creutzfeld&Jakob.

Und was sagen die Wissenschaftler?

Die Konferenz ist eine Kooperation zwischen dem Institut für Anglistik und Amerikanistik der TU-Dortmund und der Heinrich-Böll-Stiftung NRW und steht unter dem Motto: „HipHop im Revier: Identitäten- Ökonomien- Politiken“.  Das klingt erst mal ein bisschen langweilig. Das soll sie aber nicht sein, denn es geht darum, eine Brücke zu schlagen zwischen Wissenschaft und Praxis und klar zu machen, dass HipHop nicht nur aus Rappen besteht und als ein Teil der Kultur wahrgenommen werden muss.

Am Freitag wurden die Künstler erst mal mit Theorie versorgt. Es ging um HipHop und Bildung, Globale Praktiken, und am Ende wurde unter dem Motto „P.O.T.T.E.N.T.I.A.L.“ noch mal auf dem Podium diskutiert. Heute werden dann die Rollen getauscht. Dann geht’s an die praktischen Skills, wie Beatboxing, Rap, Graffiti und das Produzieren von Beats. Die Konferenz endet heute Abend mit einem Jam: Dann können Creutzfeld&Jakob, Aphroe von R.A.G. & Rheza und Neogen denn Forschern mal zeigen wie HipHop praktisch funktioniert.

Creutzfeld&Jakob- Foto Philipp Dammann

Creutzfeld&Jakob. Foto: Philipp Dammann

Der Eintritt dazu kostet 7 Euro und die Karten gibt’s im Dietrich- Keuning-Haus. Sowohl die Tagung als auch die Workshops sind  kostenlos und für jeden zugänglich. Für die Workshops kann man sich beim Dietrich-Keuning-Haus anmelden.

Übrigens: Beim Dortmunder Campusradio eldoradio* läuft am nächsten Dienstag um 08:40 im Toaster ein Beitrag dazu; und beim Studentensender DO1 gibt es am nächsten Freitag in der Kultursendung zum Halbzeitstand der Ruhr.2010 einen Beitrag zur HipHop-Konferenz.

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