Wissenswert: Laktoseintoleranz

Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: flickr.com/poniblog

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Egal ob pur oder im Schokoriegel: Milch ist in der Werbung ein Sinnbild für gesunde Ernährung. Am 1. Juni ist „Internationaler Tag der Milch“, der für mehr Milchkonsum wirbt. Dabei ist fast jeder fünfte Deutsche laktoseintolerant und verträgt keine Milch. Viele greifen dann auf teure laktosefreie Produkte zurück – obwohl die oft nicht notwendig sind.

Der Milchzucker Laktose besteht aus zwei Bausteinen, Galaktose und Glukose, die fest miteinander verbunden sind. Der menschliche Körper kann diesen Zweifachzucker nicht verwerten und muss ihn deswegen erst aufspalten. Dafür gibt es das Enzym Laktase, das wie eine Schere die Verbindung zwischen der Galaktose und der Glukose durchschneidet.

Besitzt ein Mensch zu wenig vom Enzym Laktase, dann ist er laktoseintolerant: Der Milchzucker kann nicht aufgespaltet werden und bleibt im Darm. Betroffene reagieren mit Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall – je mehr Milch sie getrunken haben, desto schlimmer sind die Symptome.

Der Käsekonsum steigt - mittlerweile boomen auch extra laktosefreie Käsesorten. Foto: flickr.com/lornaboesel

Der Käsekonsum steigt - mittlerweile boomen auch extra laktosefreie Sorten. Foto: flickr.com/lornaboesel

Steigender Milchkonsum

Gleichzeitig werden immer mehr Milchprodukte konsumiert: Jeder Deutsche nimmt im Jahr durchschnittlich 67 Kilogramm Milch, 18 Kilogramm Joghurt und 23 Kilogramm Käse zu sich. Der Käsekonsum ist zwischen 2000 und 2011 um 8 Prozent gestiegen, so der Milchindustrie-Verband.

Hinzu kommt: Laktose versteckt sich sogar in Wurst oder Tiefkühlkost. In der Lebensmitteltechnik wird sie dazu benutzt, eine besonders cremige Konsistenz herzustellen.

Das macht es für Menschen mit Laktoseintoleranz umso schwieriger, auf Milchprodukte zu verzichten. Immer mehr Betroffene greifen deswegen auf spezielle laktosefreie Milchprodukte zurück. Und die boomen regelrecht: Wer durch den Supermarkt geht, der findet das ganze Sortiment, von laktosefreiem Käse bis hin zu laktosefreien Schokoladenkeksen.

Produkte mit dem Stempel „laktosefrei“ enthalten unter 0,1 Prozent Laktose. Die Herstellung ist aufwändiger, meist wird der Rohmilch Laktase zugesetzt und das Enzym spaltet den Milchzucker vor der eigentlichen Verarbeitung. Die Milch wird dadurch süßer, weil die Kombination aus Galaktose und Glukose eine stärkere Süßkraft hat als die Laktose. Vor allem aber wird sie teurer, wie eine Marktstichprobe der Verbraucherzentrale Hessen von 2010 zeigt. Das laktosefreie Produkt kostet zum Teil doppelt so viel wie seine herkömmliche Alternative.

Laktosefreie Butter ist teuer und überflüssig, da Butter ohnehin kaum Milchzucker enthält. Foto: Cornelia Menichelli / pixelio.de

Laktosefreie Butter ist teuer und überflüssig, da Butter ohnehin kaum Milchzucker enthält. Foto: Cornelia Menichelli / pixelio.de

Oft nur Marketingzweck

„Hersteller dürfen die schwierige Lebenssituation von Betroffenen nicht weiter ausnutzen“, sagt auch Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale. Die Werbung würde suggerieren, man könne nur beschwerdefrei leben, wenn man seine Ernährung komplett auf laktosefreie Produkte umstellt.

Dass der Stempel „laktosefrei“ oft allein zu Marketingzwecken dient, wird besonders bei Butter oder Käse deutlich. Butter enthält von Natur aus weniger als ein Prozent Laktose und wird in so geringen Mengen verzehrt, dass die Verträglichkeit in der Regel kein Problem ist. Auch Hartkäse beinhaltet nur Spuren von Laktose.

Selbst in Joghurt oder Quark befindet sich nicht mehr viel Milchzucker, weil Bakterien sie teilweise schon abgebaut haben. Bei einer schwachen Laktoseintoleranz sind diese Produkte unproblematisch.

Die Verbraucherzentrale fordert daher, dass auf jedem laktosehaltigen Produkt die genaue Menge an Laktose angegeben ist. „Wenn der laktosefreie Spezial-Gouda um ein Drittel teurer ist als der normale, profitiert vor allem der Hersteller“, kritisiert Schauff. „Denn auch der normale Gouda wäre wahrscheinlich verträglich gewesen.“

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