Letzte Bastion des Filmgenusses: Das Programmkino

Um die Programmkinos ist es nicht gut bestellt: Die Konkurrenz der Multiplex-Kinos und dem Internet scheint übermächtig. Dabei haben die „Kleinen“ ihre Vorteile. Wir stellen zwei solcher Kinos vor.

Deutschlands größter Kinosaal. Foto: Lichburg Essen

Deutschlands größter Kinosaal. Foto: Lichtburg Essen

Lichtburg (Essen):

Der größte Kinosaal Deutschlands hat nicht nur eine lange Tradition, sondern auch eine bewegte und bewegende Geschichte: Als die Lichtburg 1928 eröffnet wurde,  setzte sie schon völlig neue Maßstäbe, brannte 1943 jedoch nahezu komplett aus. Im Jahr 2003 öffnete sie nach Restaurierungsarbeiten wieder ihre Pforten und steht nun unter Denkmalschutz. Der Hauptsaal bietet Raum für 1.250 Gäste. Im zweiten Saal, dem „Sabu“  finden noch einmal 150 Besucher Platz. Die Sessel im Parkett bieten zwar nicht viel Beinfreiheit, aber ein Sitz auf dem Balkon lässt keine Wünsche offen. Solche Plätze sind natürlich etwas teurer. Gegenüber den Preisen der großen Kinoketten ist ein Besuch hier jedoch mehr als preiswert.

Pierce Brosnan und Götz George besuchten schon die Lichtburg

Neben einer großen Theaterbühne, auf der regelmäßig Aufführungen stattfinden, ist die Lichtburg immer wieder erste Wahl für Premieren. Neben Götz George, Armin Müller-Stahl und weiteren nationalen Künstlern stattete ihr bereits Pierce Brosnan einen Besuch ab. Genauso feierte auch Ralf Richter 2009 seinen Film „Kopf oder Zahl“ in der Lichtburg (die Pflichtlektüre berichtete). Als ob es noch eines Beweises bedurft hätte, dass das Team der Lichtburg Zelluloid im Blut hat, schob Marianne Menze, Geschäftsführerin der Essener Filmkunsttheater GmbH, das Projekt: „Der Pott filmt“ an.

Endstation Kino (Bochum):

Kino meets Kneipe im Eingangsbereich. Foto: Anke Teuber

Kino meets Kneipe im Eingangsbereich. Foto: Anke Teuber

Treff- und stilsicher präsentiert sich das Programmkino in Bochum Langendreer in unmittelbarer Nähe zur S-Bahn Haltestelle Langendreer. Außerdem beheimatet das alte Gebäude das Café Endstation, eine Kneipe und ein Kulturzentrum. Hier treten regelmäßig Bands auf und es gibt Autoren-Lesungen. Unter anderem startete Johann König hier die Tour zu seinem aktuellen Buch.

1988 eröffnete das Kino mit 89 Plätzen und erfreut sich bis heute eines festen Kundenstamms. Die Stammkunden werden allerdings immer älter. „Wir hoffen, dass wir mit unserem Kundenstamm nicht aussterben. Das Kino ist einfach nicht mehr erste Wahl beim Filmgenuss“, sagt Geschäftsführerin Andrea Gollnow. Um sich im harten Wettbewerb zu positionieren, gibt es spezielle Themenabende, wie zum Beispiel das schwul-lesbische Kino. Allerdings schlafen die großen Kinos in dieser Beziehung ebenfalls nicht.

Wo sind die Erben von Jim Jarmusch und David Lynch?

Auch Studenten scheinen nicht zum Klientel des Programmkinos zu gehören. „Ich habe Mitleid mit den Studenten. Ein Film ist nun mal schneller und billiger woanders besorgt“, sagt Gollnow. Für die zweite Frau im Bunde, Anke Teuber, liegen die Probleme des Programmkinos auf der Hand: „In den achtziger Jahren gab es große Regisseure wie Lynch und Jarmusch. Momentan sehe ich einfach keine Nachkommen“.  Zudem erscheinen ihr viele Besucher zu werbefixiert: „In den Werbeblöcken laufen ständig Filmtrailer für große Blockbuster, aber für das Programmkino muss man sich eben informieren.“ So kann es schon mal vorkommen, dass ein neuer Film von Lars von Trier nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufgeführt wird.

Ein Pfund, mit dem das Team in Bochum wuchern kann, sind die Aufführungen der Filme mit Original-Tonspur. Viele Fans schauen sich Filme nach wie vor gerne im englischen Original an. Einen Tipp haben die beiden Cineasten noch für den Kinogänger: Der Film „Ajami“. Er handelt von Freundschaft, Liebe und Verfolgung. Die beiden Freunde Omar und Malek erleben schöne und Schattenseiten der israelischen Metropole (welche Stadt ist gemeint?).

Unser Fazit: Das Ruhrgebiet beherbergt neben den hier genannten noch viele weitere, hervorragende Programmkinos. Besucht mal wieder eines dieser letzten Bastionen der Filmkunst.

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