Kommentar: Weg mit den App-Spielen!

Zahlenschieben auf braunem Hintergrund: 2048 hat Quizduell als beliebtestes kostenloses Spiel im Playstore verdrängt. Foto: Tasja Demel

Zahlenschieben auf braunem Hintergrund: 2048 hat Quizduell als beliebtestes kostenloses Spiel im Playstore verdrängt. Foto: Tasja Demel

Ich mag Videospiele. Ich besitze eine Playstation, einen Nintendo und einen guten PC, auf dem die meisten aktuellen Spiele laufen. In meiner Freizeit greife ich gerne mal zum Controller, um ein oder zwei Stunden in aller Seelenruhe zu spielen. Diese Spiele sind dann große Geschichten, die Zeit brauchen, damit sie sich entfalten können und man sie genießen kann. Dann kamen die App-Spiele.

Zuerst war es nur vereinzelt, hier mal ein bisschen Angrybird, da mal ein bisschen Fruit Ninja. Diese Spiele faszinieren durch ihre einfache Steuerung, die jeder schnell lernen kann, ohne sich mehrere Stunden ausgiebig mit dem Spiel zu beschäftigen, und einem hohen Suchtfaktor.

Solche Spiele sind ja eigentlich nur da, um die Zeit zu vertreiben, bis der Bus kommt. Oder bis der Zahnarzt Zeit für dich hat. Oder wenn im Gespräch mit einem Freund gerade eine kleine Pause entsteht. Und genau ab dem Punkt wird es kritisch: Inzwischen wird überall gespielt – pausenlos.

Auf Wunsch kann Candy Crush Saga dem Spieler mitteilen, dass er wieder ein Leben zur Verfügung hat und weiterspielen kann. Das Handy blinkt, sofort wird das Spiel gestartet. Auf die Spitze treibt es Quizduell, wo man im andauernden Wettstreit mit seinen Freunden steht. Lässt man mal ein bisschen zu viel Zeit bei der Beantwortung der Fragen verstreichen – schon gilt die Runde als verloren. Nach 48 Stunden unbeantworteter Herausforderung werden dem Spieler Punkte abgezogen. Also lieber sofort weiterspielen, egal ob auf einer Party oder beim netten Zusammensein mit Freunden: „Du, wie heißt denn Rambo mit Vornamen?“ „Häh? John, wieso?“

Spielen, nur um die Zeit totzuschlagen 

Nun wurde Quizduell als meistgedownloadete kostenlose App im Playstore von „2048“ verdrängt. Einem Spiel also, bei dem man in einer schäbig-braunen Umgebung Zahlen hin- und herschiebt, bis sie die Summe 2048 ergeben. Und alles, was die Videospiele für mich ausmachen – die Mischung aus Grafik, Geschichte und Technik – werden ad absurdum geführt.

Weder sieht 2048 gut aus, noch besitzt es eine Dramaturgie. Aus der 16 lässt sich keine 32 machen? Einfach das Spiel neu starten und noch einmal probieren. Es gibt nichts, was das Spiel einzigartig macht – im Prinzip sieht jede Runde gleich aus. Die 2048 Punkte erreicht? Kein Problem, weitermachen bis wirklich nichts mehr geht. Das Spiel belohnt dich für das Erreichen des Spielziels nicht.

Videospiele auf den Konsolen sind wie Bücher, sie lassen den Spieler eine Geschichte miterleben. Der Spieler will sich auf eine Reise einlassen. Ein Team hat sich – im besten Fall – lange über das Spiel den Kopf zerbrochen und viel Leidenschaft investiert. App-Spiele im Stil von 2048 und Co. dienen allein dem Zweck, die Zeit totzuschlagen.

Ich erwarte aber auch Qualität und langen Spielspaß, den die App-Spiele nicht leisten können. Dafür nehme ich mir Zeit: für meine Freunde, wenn ich mit ihnen unterwegs bin und für Videospiele, wenn ich Freizeit habe. Beides gleichzeitig funktioniert eben nicht.

1 Comment

  • Alfonso sagt:

    Danke für den Eintrag. Ich stimme dir vollkommen zu, die Appspielerei ist fürchterlich. Genauso schlimm finde ich übrigens das ständige Rumgechatte, denn hier wird auch nur sinnlos ohne Ziel geredet. Vielleicht haben wir ja Glück und das nimmt irgendwann alles wieder ab – Facebook zumindest verliert ja schon langsam an Nutzern.

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