Olympia in Rio: Klima als Medaillen-Killer?

Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Brasilien wird das Klima eine wichtige Rolle spielen. Foto: flickr.com/familymwr

Nicht nur politisch ist Brasilien momentan kein leichtes Pflaster. Für die kommenden olympischen Spiele hat es auch das dortige Klima in sich. Auswirkungen auf die Sportler sind nicht abzustreiten.

Am 5. August werden in Rio de Janeiro die olympischen Sommerspiele eröffnet. Tausende Sportler aus aller Welt kämpfen in den folgenden drei Wochen um Platzierungen und Medaillen. Welche Rolle spielt dabei aber das brasilianische Klima? Wir haben mit einem Experten und Sportlern gesprochen.

Ein erster Unterschied zu Europa fällt direkt auf, wenn man die Lage Brasiliens auf einem handelsüblichen Globus betrachtet. Das Land befindet sich auf der Südhalbkugel. Zur Zeit von Olympia ist dort also Winter anstatt Sommer. Der dortige Winter ist aber mit dem in Mitteleuropa nicht zu vergleichen. Tageshöchsttemperaturen von mehr als 30 Grad sind dort auch zu dieser Jahreszeit normal.

Größte Probleme sind Sonne und Luftfeuchtigkeit

Das Klima in Brasilien ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Sportler. Das sagt Dr. Markus de Marées. Er arbeitet in der Fakultät Sportwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. „Das größte Problem ist neben der hohen Sonneneinstrahlung die hohe Luftfeuchtigkeit. Sie führt dazu, dass der Mechanismus des Schwitzens als Herunterregulierung der Körpertemperatur wenig effektiv ist“, erklärt de Marées.

In der brasilianischen Luft ist schon so viel Flüssigkeit vorhanden, dass Schweiß nicht mehr richtig verdampfen kann. So steigt die Körpertemperatur viel schneller an. Das wiederum hat dann Leistungseinbußen für die Sportler zur Folge.

Markus de Marées

Sportwissenschaftler Dr. Markus de Marées

Am meisten haben laut de Marées Ausdauersportler mit dem Klima zu kämpfen. „Ganz oben stehen da die Sieben- und Zehnkämpfer, weil sie den ganzen Tag Leistung abrufen müssen. Dahinter kommen dann Triathleten, Marathonläufer und die Geher.“ Auch die ein oder andere Ballsportart ist stärker betroffen. „Die Körpertemperatur steigt durch das Klima und dadurch werden Sprungkraft und Genauigkeit beeinflusst“. Das dürfte vor allem die Spieler beim Beachvolleyball und Tennis vor Herausforderungen stellen.

Hallen werden gut klimatisiert

Für Wettkämpfe, die in einer Halle stattfinden, sieht de Marées nur geringe Auswirkungen. Es ist davon auszugehen, dass die Hallen gut klimatisiert sind. Dadurch wird auf Sportarten wie Handball, Basketball oder Turnen kein großer Nachteil zukommen. „Wenn sie sich dann aber draußen aufhalten, ist das natürlich ein großer Unterschied für den Organismus und da muss der Körper dann auch gut runtergekühlt werden“, fügt de Marées noch hinzu.

Ähnlicher Meinung ist Johannes Günther, Bundestrainer der Herrennationalmannschaft in der paralympischen Hallensportart Goalball. „Unser Ausrüster wird die klimatischen Bedingungen bei der Einkleidung berücksichtigen. Es wird sowohl warme, als auch kältere Bekleidung geben.“ Bei der Vorbereitung auf die Wettkämpfe wird das Klima bei den Goalballern aber nicht berücksichtigt. „Auf die konditionellen Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit wird das Klima keine Auswirkungen haben“, ist sich Günther sicher.

Bleibt noch die Ausdauer. Die spielt bei seinem Team eine untergeordnete Rolle. Rio liegt außerdem nicht auf großer Höhe, weswegen der Sauerstoff auch kein wirklicher Faktor ist. „Selbst bei der Jugend-WM, die auf 2000 Metern Höhe stattfand und wo ein paar meiner Spieler teilgenommen haben, hat es sie nicht beeinträchtigt.“

Wer vor Ort lebt, hat einen Vorteil

Einen Vorteil für die einheimischen Athleten aus Brasilien gibt es generell trotzdem laut de Marées. Bei Olympia sind viele brasilianische Sportler dabei, die sich regelmäßig in ihrem Heimatland aufhalten. „Diese Tatsache verschafft ihnen natürlich einen Vorteil, denn der Körper ist an die Gegebenheiten gewöhnt und weiß, wie es ist, bei solchen Bedingungen tagtäglich Leistungssport zu betreiben.“

Dennoch ist eine gewisse Vorbereitung für andere Nationen ebenfalls möglich. Es braucht sieben bis 14 Tage, um sich an die klimatischen Verhältnisse in Brasilien zu gewöhnen. Die Athleten sollten also früh genug anreisen und sich auch im Freien aufhalten, um sich an die Sonne und die Luftfeuchtigkeit zu gewöhnen. „Es bringt nichts, wenn ich im Hotel rumhänge, dann passe ich mich nicht an“, gibt de Marées zu bedenken.

Auch bei den Sportlern selbst ist das brasilianische Klima und eine entsprechende Vorbereitung Thema. Maximilian Planer, Student in Dortmund, wird als Ruderer an den Start gehen. „Ich weiß, dass Kühlwesten und solche Dinge für Rio im Gespräch sind. Das wird vor und vor allem nach den Wettkämpfen wichtig.“

Eine entsprechend frühe Anreise ist für Planer und sein Team ebenfalls in Planung. So werden Deutschlands Ruderer am 28. Juli in Rio erwartet. Am 6. August starten die Wettbewerbe.

Beitragsbild: flickr.com/familymwr

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