Tag 2: Die ersten Zweifel

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Am zweiten Tag des Selbstversuchs beschleichen mich erste Zweifel, wie lange ich den Test durchhalten kann. Die erste Feststellung dieser Testwoche ist, dass ich ein krasses Gewöhnungstier bin. Denn fast hätte ich den Versuch mit dem Joylent-Pulver vergessen, als ich auf dem Weg ins Restaurant war. Der Abend hätte vermutlich einen geschmackvolleren Verlauf genommen, wenn’s mir im letzten Moment nicht noch eingefallen wäre.

Der erste Morgen ist ziemlich ungewöhnlich. Heute gibt es bei mir „Haferschleimpampe mit Kakaogeschmack“, wie mein Bruder mit zusammengezogenen Augenbrauen nach seinem ersten Geschmackstest verkündet. Für mich schmeckt es aber ganz okay. „Du bist ja auch pragmatischer veranlagt“, sagt meine Mutter, während sie am Shake riecht. Womit sie wohl Recht hat.

Trotzdem ist es eigenartig, denn ich habe nichts zu kauen im Mund, wenn ich „esse“. Nur einen Brei, der durch ihn hindurchschwimmt. Vergebens versuchen meine Zähne etwas Bissfestes in dem Getränk auszumachen, finden aber nur gemahlene Haferflocken. Das frustriert. Beim zweiten Drink des Tages, kurz bevor ich meinen Termin bei Ernährungsmediziner Dr. Jörn Heinze habe, stelle ich zudem fest, dass das Pulver nicht so recht im Magen liegt. Ich vermisse einfach ein entschiedenes Sättigungsgefühl, das mir sonst immer mitteilt: Wenn du jetzt diesen Nachtisch auch noch isst, kündige ich.
 
Im Interview teilt mir Dr. Jörn Heinze das mit, was sich bereits anbahnt. Ich frage ihn, was der Selbsttest bei mir auslösen kann.
 

 

Jörn Heinze erklärt mir außerdem, dass der Nährwert des Pulvers eigentlich nicht ausreicht, um meinen Körper mit genügend Power zu versorgen – zumindest dann nicht, wenn ich auch noch Sport mache. Könnte ich mich dann überhaupt dauerhaft von diesem Nahrungsersatzmittel ernähren?

 

Also kann mir zwar medizinisch nichts passieren, aber die besten Aussichten sind es nicht, die mich noch in diesem Selbsttest erwarten. Was ich dem Pulver aus den Niederlanden allerdings zugutehalten muss, ist die Mobilität. Zu Hause angerührt, lässt es sich mit dem Gratis-Behälter ganz einfach überall mit hinnehmen und immer trinken. Wenn man es denn tatsächlich zu Hause anrührt. Unterwegs erweist sich diese Prozedur als erheblich schwieriger: Das Pulver muss mit dem Löffel aus dem Plastikbehälter in den Shaker. Außerdem muss ich ja immer Wasser mit mir herumschleppen, etwa 500 Milliliter pro Portion. Und diese vermeintlich geringe Menge wird im Laufe des Tages ganz schön schwer. Deshalb lautet mein Motto für die nächsten Tage: Durchhalten!

 

Hier geht es weiter

Tag 1: Eine Woche nur noch Pulver

Tag 2: Die ersten Zweifel

Tag 3: Der Magen rebelliert

Tag 4: Der Geschmack wird nicht besser

Tag 5: Der Schlussstrich

Beitragsbild und Videos: Kai Steinecke

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