Die Hörsaal-Besetzungen im Ruhrgebiet haben die Studierendenschaft gespalten. Nicht jeder hatte Luft und Lust zu Protestieren. In Essen kam es gar zur Eskalation.
Spinnerei von Möchtegern-Revolutionären oder der einzige Weg um Aufmerksamkeit zu erlangen: Die Hörsaalbesetzungen an den Ruhrgebiets-Unis haben bei den Studierenden ein geteiltes Echo gefunden. Wie eine Umfrage der pflichtlektuere zeigt, war die Studierendenschaft in Sachen Bildungsstreik offenbar dreigeteilt. Gruppe eins war voll dabei. Gruppe zwei fand den Bildungsstreik zwar gut, hatte aber vor lauter Unistress keine Zeit, hinzugehen. Und Gruppe drei versteht den Aufriss nicht, weil alles okay sei. Keine leichte Aufgabe für die Asten der Unis.
Am deutlichsten trat der Konflikt zwischen Protestlern und Besetzungsgegnern in Essen zu Tage: Hier stürmten im November Wirtschaftswissenschaftler das besetzte Audimax, weil sie dort ihre Vorlesungen hören wollten. In Duisburg lieferten sich Besetzer Robin Wilharm und der stellvertretende Asta-Chef Jan Bauer eine lautstarke Ausein-andersetzung. Der Grund: Der Asta stand nicht hinter den Besetzungen in Duisburg und Essen: „Sie hat einen Keil in die Studierendenschaft getrieben, weil bestimmte Studenten das Audimax für ihre Veranstaltungen nutzen wollten. Und wir vertreten nunmal alle Studierenden“, erklärt Bauer. Besetzer Wilharm sieht das freilich anders: „Für mich war es paradox, dass die Wiwis das Audimax stürmten. Wir kämpften doch dort dafür, dass sie Vorlesungen künftig nicht mehr in diesem Riesenraum hören müssen.“ An die Adresse des Asta sagt er: „Wir bezahlen ihn, aber er tritt nicht für unsere Interessen ein.“
Studierendenvertreter zwischen den Stühlen: Diese Situation kennt auch der Dortmunder Asta-Vorsitzende Miguel Zulaica. Während der Hörsaalbestzung in der Emil-Figge-50 geriet der Asta in die Rolle des Vermittlers zwischen Besetzern und Rektorat: „Wir fanden es richtig, dass Studierende politisch aktiv waren. Die Besetzung war nicht unser Weg, wir distanzieren uns aber auch nicht von ihr.“ Zulaica ist mit der Zusammenarbeit mit TU-Rektorin Ursula Gather „ganz zufrieden“. Er ist überzeugt: „Wenn Frau Gather zum Beispiel sagt, sie wolle sich für einen achtsemestrigen Bachelor einsetzen, kann man ihr das glauben.“
Insgesamt fällt das Fazit der Asten zum Streik recht positiv aus. „Es ist eine Aufbruchstimmung entstanden“, sagt etwa der Bochumer Asta-Referent für Hochschul- und Bildungspolitik, Martin Schmidt. An der RUB stand der Asta klar hinter den Besetzern. Schmidt bedauert, dass das Thema Studiengebühren etwas in den Hintergrund getreten ist. In Sachen Bologna fordert er mehr Ergebnisse von der Politik: „Alles, was da bisher kam, sind Absichtserklärungen“, sagt er.
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